Ottmar Hörl, Handlungsanweisung zur Erlösung des schwarzen Quadrats, Mannheimer Kunstverein

Open Office im Mannheimer Kunstverein

zwischen Schreddern und Kreisen

bis 16.4.2017

„Es ist ein Versuch aus dem Dilemma eines gestalterischen Vorschlags herauszukommen und etwas Neues zu kreieren. Das ist nicht nur ein künstlerisches Problem. Jeder Mensch hat das Problem, Konzepte zu verlassen und sich zu erneuern, weil sich das Alte so gut bewährt hat“, – Ottmar Hörl.

„Als ich 1913 den verzweifelten Versuch unternahm, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien, stellte ich ein Gemälde aus, das nicht mehr war als ein schwarzes Quadrat auf einem weißen Grundfeld … Es war kein leeres Quadrat, das ich ausstellte, sondern vielmehr die Empfindung der Gegenstandslosigkeit.“ – Kasimir Malewitsch

KV MA
Blick in die Ausstellung

Der Ausstellungsraum des Mannheimer Kunstvereins ist eigenwillig zweigeteilt. Im unteren Bereich finden sich neben Büroeinrichtungsgegenständen ein großer Haufen geschredderter Kartonstreifen, an den Wänden Acrylglaskästen mit geschredderten Streifen und übergroße zusammengeknüllte Papierkugeln. Alles natürlich in schwarz bezugnehmend auf Malewitschs Ikone der Gegenstands-losigkeit. Dieses ist eben noch spürbar als Ausgangspunkt von Ottmar Hörls Ausstellungskonzept. Es taucht als Zitat auch noch an einigen Stellen auf, ist aber dann schon nicht mehr in seiner Reinform zu erkennen. Es ist ein Übergangsprozeß oder wie Hörl es formuliert eine Handlungsanweisung zur Erlösung, es ist ein von Hörl weitergedachter Malewitsch transformiert ins 21. Jahrhundert.

Im oberen Bereich der umlaufenden Galerie hängen großformatige Fotografien auf Alu-Dibond. Es sind Bilder vom Waldinneren oder von großen Gräsern, die kreisrund verfremdet sind. Hier löst sich die monochrome Eckigkeit, die unten noch dominiert, auf und verwandelt sich in ein Spiel aus Farben, organisch-natürlichen Motiven und Kreisen. Nichts ist mehr quadratisch und die Motive wirken aufgelöst, bewegt und aus der Horizontalen gekippt. Es ist verwirrend, denn das oben scheint mit dem unten nichts zu tun zu haben. Der Untertitel der Fotografien lautet Rotation und eben dieses Rotationsprinzip steht wohl auch für eine Erneuerung oder zumindest für eine neue Sicht- und Interpretationsweise des Schwarzen Quadrats. Ob der Weg seiner Erlösung hier endet, ist fraglich, wahrscheinlich ist es eher ein Zwischenhalt, wie der kurze Stop der Walzen eines Glücksspiel-automaten.

Wer hier noch Klärungsbedarf sieht oder eben auch einen anderen Lösungsvorschlag unterbreiten möchte, kann dies gerne am 26.3.2017 tun. Dann wird Ottmar Hörl im Künstlergespräch mit Dr. Martin Stather und Dr. Friedrich W. Kasten vor Ort seine Sicht der Dinge erläutern: „Hintergedanken“ überschreibt der Kunstverein dieses Gespräch und es hat die theoretische, philosophische und persönliche Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen zum Ziel. Was wohl dabei herauskommen wird?

„Ich verstehe die Arbeit als eine Art Forschungsprojekt, als persönliche Bestandsaufnahme, wie die Idee der Minimalisierung und der Rationalisierung das Bild der Welt verändert hat. Und ich präsentiere Ordnungssysteme, die ich mit dem Schwarzen Quadrat in Verbindung bringe.“ – Ottmar Hörl

www.ottmar-hoerl.de

Mannheimer Kunstverein, Augustaanlage 58, 68165 Mannheim

Di-So 12-17 Uhr

www.mannheimer-kunstverein.de

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