ONE WAY. Andrea Klein & Ralf Müller, TEN Gallery Mannheim

Fotografien – direkt und echt

Drei Wochen im Amerika des Donald Trump

bis 8.3.2019

In 21 Tagen reisten Andrea Klein und Ralf Müller im Frühjahr 2017 durch acht Staaten Nordamerikas. Entstanden ist auf dem 5294 Meilen langen Roadtrip ein eindrucksvolles Stimmungsbild, denn beide fotografierten nicht nur die entlegensten Winkel, sondern auch ihre Übernachtungsmöglichkeiten in den typischen amerikanischen Motels. 21 Tage und 21 Nächte heißt es in dem kleinen Begleitkatalog und diese Zweiteilung lässt sich in der Ausstellung nachvollziehen. Die Bilder transportieren nicht nur den Eindruck einer sehnsuchtsvollen Ruhe, Verlassenheit und stillen Stagnation, sondern sind auch ein dokumentarisch-künstlerischer Blick auf Details des ländlichen Alltagslebens.

Der programmatische Titel „ONE WAY“ der kleinen Ausstellung in der Mannheimer TEN Gallery verweist auf die besondere Lage des fotografischen Roadtrips. Es ist auch für den Betrachter eine Reise durch die „fly-over-states“, also durch die Staaten zwischen Ost- und Westküste, die normalerweise überflogen werden und die sich somit in Teilen zu einem strukturschwachen Landstrich entwickelt haben. „One way“ respektive „Einbahnstraße“ ist ein Synonym für Landflucht, für Stillstand und für ein Aus-der-Zeit-Gefallensein. Es gibt einiges zu entdecken, was angestaubt ist und einen neuen Anstrich gebrauchen könnte. Hier leben die Wähler Donald Trumps, die sich abgehängt und ausgegrenzt fühlen und denen jeder neue Heiland recht war, der sich für sie und ihre Bedürfnisse einsetzt.

Das Format der Bilder ist geschickt gewählt, sie sind größtenteils quadratisch oder nur leicht querformatig und rücken somit die dargestellten Motive ins Zentrum. Die Landschaft hat nichts panoramaartiges und die Stadtszenen konzentrieren sich auf wenige, klar umgrenzte Motive. Diese wirken daher kulissenhaft, nirgends sieht man einen Menschen und bei einigen Bildern fragt man sich, ob sie denn wirklich 2017 oder etwa doch 1955 aufgenommen worden sind. Alles wirkt einsam und verlassen, den Bildern wohnt eine eigenartige Stimmung inne: im Grunde ist es eine ähnliche Stimmung wie in der lost-places-Fotografie. Auch ihre Motive wären ohne Menschen nicht denkbar, aber der Mensch hat sich schon lange von ihnen verabschiedet. Das gilt für die Bilder von Andrea Klein und Ralf Müller natürlich nicht, aber die Lebenssituation ist und bleibt schwierig. Denn wer wohnt, arbeitet und lebt schon gerne in verlassen wirkenden Orten?

Das Roadmovie kann man auf vimeo sehen: https://vimeo.com/240449240

www.ten-gallery.com

TEN Gallery, T6,10 D-68161 Mannheim

Do-So 11-19 Uhr oder nach tel. Vereinbarung

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