Alexander Horn: Objet petit a, Kunsthaus Viernheim

Die große Einzelausstellung von Arbeiten des Mannheimer Malers Alexander Horn zum Begriff Objet petit a – das Objekt klein a- im Viernheimer Kunsthaus ist durchaus eine geistige Herausforderung – aber eine sehenswerte. 

Alexander Horn ist eigentlich ein figürlicher Maler – aber immer wieder überrascht er mit Bildideen, die abstrakter nicht sein könnten. So auch jetzt in Viernheim. Das Objet petit a, definiert und verwendet von Jacques Lacan, ein zugleich einflussreicher wie auch umstrittenen Psychoanalytiker, beschreibt ein Objekt, das wesenhaft unerreichbar ist. Es ist Teil der Unvollständigkeit des Subjekts, das Träger eines unauflösbaren Mangels ist – ein Mangel, der mit der Geburt beginnt. Das Objekt klein a gehört für Lacan dem Bereich des Imaginären an, das in der Psyche an den Schnittstellen zum Symbolischen und Realen sitzt. Für Alexander Horn sind derartige geistes- oder naturwissenschaftliche Konstrukte, Theorien, Lehren ein gefundenes Fressen und immer Mittel zum Zweck, um in seiner Kunst den gewünschten Ausdruck zu finden. Die Arbeiten, die in Viernheim zu sehen sind, subsumiert der Künstler unter der Idee einer Unvollständigkeit und Unerreichbarkeit. Auch der Mangel kann ideelle Vorstellungen in sich tragen.


Ein über sieben Meter lange Arbeit im Erdgeschoss erinnert wegen der bewegten Linienführung an neuronale Vernetzungen im Gehirn. Wir blicken auf eine Art QR-Code, den wir aber nicht entschlüsseln können. Auch in vielen kleinformatigen Arbeiten sowie einigen Zeichnungen greift Alexander Horn auf feingliedrige Linien und Strichführungen zurück, die teilweise auseinanderdriften bzw. sich ausdehnen, analog zu unserem Sonnensystem seit seiner Geburt.  Es scheint der zentrale Gedanke zu sein, dem Unsichtbaren Ausdruck verleihen zu wollen – denn wie sollte ein Mangel im Sinne des objet petit a überhaupt sichtbar sein? Diese anspruchsvolle Aufgabe gelingt. Formale Module strukturieren sich durch Form- und Farbänderungen neu, zarte Linienführungen, die an Notenlinien oder Schnittmuster erinnern oder an Oberflächen von Insektenkokons, liegen wie Gedankenfetzen vor dem Auge des Betrachters, der selbst entscheiden darf, was hier denn nun unerreichbar scheint.


Andere Arbeiten wiederum, die aus der Serie „Bilder vom Ende der Zeit“ stammen, erinnern an Mondlandschaften. Wir blicken in schwarze Himmel mit der Andeutung von Horizont und Hügeln oder Lichtstreifen im dunklen Nachthimmel. Es gibt hier keinen Ort wiederzuerkennen, sondern es gilt eine Stimmung zu fühlen und eine eigene Raum-Assoziation zu entwickeln – und wenn es der eigene Mangel in den Tiefen der eigenen Psyche ist, wurde getroffen, was der Ausstellungstitel verspricht.


Ort:
Kunsthaus Viernheim
Rathausstraße 36
68519 Viernheim
Dauer der Ausstellung:
20.07.2024
Öffnungszeiten:
Do & Fr     15 bis 18 Uhr
Sa.            10 bis 13 Uhr
Weitere Infos:
https://www.kunstverein-viernheim.de
https://www.alexanderhorn.net

Submit a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.