Considering Finland, Port25 Mannheim, Teil II: Der Mensch

Fotografien, Videokunst, Installation

Kenneth Bamberg, Elina Brotherus, Ville Lenkkeri, Aurora Reinhard, Iiu Susiraja, Nestori Syrjälä, Pilvi Takala

bis 13.1.2019

In Zusammenarbeit mit dem Finnland-Institut in Deutschland präsentieren der Kunstverein Ludwigshafen und Port25-Raum für Gegenwartskunst in Mannheim Fotografien, Videos und Installationen finnischer Künstler. Es ist eine subjektiv getroffene, schlaglichtartige Auswahl der beiden Kuratorinnen Barbara Auer und Stefanie Kleinsorge, die die beiden vor Ort bei Atelierbesuchen in Finnland ausgesucht haben. Verbindendes Element der einzelnen Positionen ist das übergeordnete Thema an den jeweiligen Ausstellungsorten: für den Kunstverein Ludwigshafen ist das das Thema Natur bzw. das Verhältnis zwischen Mensch und Natur, beim Port25 im Mannheimer Jungbusch steht der Mensch im Mittelpunkt.

Blick in die Ausstellung

Die finnische Seele gilt als melancholisch-düster mit skurrilem, eigenem Humor. So jedenfalls hat es sich als Bild in unseren Köpfen eingebrannt und so wird es von Kulturphänomenen wie den Leningrad Cowboys und den Filmen von Aki Kaurismäki widergespiegelt. In diese Kerbe schlägt auch die Präsentation im Port25, gleich zu Beginn werden mit Iiu Susiraja und Kenneth Bamberg ebendiese Stereotypen bedient. Susiraja setzt konsequent und entwaffnend ihren eigenen Körper für die Darstellung und Wirkung ihrer Kunst ein. Dabei persifliert sie im häuslichen Kontext gesellschaftliche Konventionen und rückt alles auf eine selbstbezogene Ebene: Schönheitswahn trifft Realität. Kenneth Bamberg hat sich in Naturkundemuseen mit den Verhüllungstechniken des männlichen Genitals eingehend beschäftigt. Die Penisfutterale der Eingeborenen brachte er der finnischen Bevölkerung näher und forderte Freunde und Bekannte auf, eigene Penisfutterale zu gestalten und sich mit ihnen fotografieren zu lassen. Die Übertragung und Umdeutung eines Naturvölkerutensils in die zivilisierte europäische Welt, wo der Fokus weniger auf dem Nutzen als auf der Wirkung liegt, markiert das Spannungsfeld der Bilder Bambergs.

Das Leben seines Vaters dokumentiert Ville Lenkkeri in seinen Fotografien. Er zeigt seinen als Landarzt arbeitenden Vater aber mehr als Privatperson, so wie er ihn auch immer wahrgenommen hat. Den dokumentarisch-privaten Charakter unterstreichen die handwerklich qualitätsvoll gestalteten Rahmen der Bilder. Sie wurden von Lenkkeri selbst gebaut, aus einem Baum, den er im Garten des Vaters nach dessen Tod gefällt hatte. Elina Brotherus stellt sich hingegen immer selbst dar, sie schlüpft dabei in verschiedene Rollen und suggeriert erzählerisch wirkende Momente. Diese lassen sich aber nicht zu einer Geschichte zusammensetzen, sie wirken wie in die Fotografie übertragene Gemälde, deren Protagonistin den Betrachter durch ansonsten leere Räume führt. Hier sind es die Räume des Maison Louis Carré, das einzige Gebäude das Alvar Aalto in Frankreich realisiert hat. Aurora Reinhard greift in ihren aufdringlichen Bildern und 3-D-Plastiken die Geschlechterrollenthematik auf. Was macht eine Frau für das andere Geschlecht attraktiv und verführerisch und wie lassen sich Geschlechterrollen fetischhaft durchspielen? Diesen Fragen spürt Reinhard nach und entwickelt dabei eine direkt drastische, fast voyeuristisch wirkende Formensprache.

www.port25-mannheim.de

Port25 – Raum für Gegenwartskunst, Hafenstr. 25-27, 68159 Mannheim

Mi-So 11-18 Uhr, Eintritt frei

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