Philipp Morlock – out of, Port25 Mannheim

Fundstücke der Veränderung

Außen und Innen

bis 3.6.2018

Die Konversionsflächen in Mannheim bieten nicht nur neuen Lebens- und Arbeitsraum, in ihnen befinden sich immer noch viele Dinge, die von den amerikanischen Streitkräften zurückgelassen wurden. Seit 5 Jahren hat Philipp Morlock sein Atelier auf diesen Konversionsflächen und spürt den zeitzeugenhaften Hinterlassenschaften der ehemaligen Bewohner nach. Er sammelt, baut aus, führt zusammen, koordiniert, verkauft und schafft für sich und andere neue Arbeits- und Werkprojekte. Eines dieser außergewöhnlichen Projekte ist zur Zeit im Port25 im Mannheimer Jungbusch in einer raumfüllenden Installation zu sehen.

In seiner „out of“ betitelten Einzelausstellung installiert Philipp Morlock ein Haus im Haus. Wenn man den Eingangsbereich im Erdgeschoss betritt, hat man die Möglichkeit über die lange Treppe zu Fuß ins Obergeschoss zu gelangen, dort befindet sich dann der „Aussenbereich“ des Hauses. Die Fassade des neu gestalteten Gebäudes bilden Stellwände, die Morlock ausgebaut hat und die nun in einer stückwerkartigen Aneinanderreihung und Schichtung als riesige, etwa 6 Meter hohe Trennwand den Betrachter vom Innenraum der Installation ausgrenzen. Kleine Fenster öffnen aber schon mal den Einblick ins Innere. Es deutet sich in der Gestaltung der Fassade schon das an, was im Innenraum mit anderen Mitteln konsequent fortgeführt wird: es ist ein Sammelsurium an provisorisch gefertigten Einzelwänden, die von den amerikanischen Soldaten als Bürowände oder kleine Werkstattwände in einer Halle verbaut waren. Der DIY-Charme der ursprünglichen Einzelwände spiegelt sich auch in Morlocks fast puzzleartiger Zusammenführung wider. Im Innern öffnet sich dann eine Art Schaukammer der Konversion, die durch Morlocks Strukturierung einen einzigartigen Charakter erhält. In den Innenraum gelangt man aber nur, wenn man zurück in den Eingangsbereich des Erdgeschosses geht und mit dem Aufzug wieder nach oben fährt. Hier öffnet sich zuerst die Fahrstuhltür und danach ein völlig anderer Kosmos, ein völlig anderes Raumbild. Der Innenbereich ist angefüllt mit Fundstücken. Alte mit Beton ausgegossene Metallspinde, in denen noch die Kleidungsstücke von Flüchtlingen zu sehen sind, Holztüren, versetzt wie in einem Spiegelkabinett aufgestellt, Baumaterialien, Werkstoffe, Lampen und vieles mehr.

Der großzügigen Leere des Aussenraums stellt Morlock eine fast klaustrophobische Enge des Innenraums gegenüber. Vieles präsentiert sich in Nahsicht, ist erstmal nicht in seiner ganzen Größe, in seinem ganzen Ausmaß zu erfassen. Wenn man sich umdreht, steht man auch schon vor dem nächsten Objekt. Die Türen wirken manchmal wie ein Raumteiler, dann wieder wie eine Stellwand oder wie ein kleines Labyrinth. Dank tatkräftiger Mithilfe von Flüchtlingen wurden einzelne Fundstücke wie etwa Kisten oder ein Briefkasten mit Ton verkleidet. Stück für Stück wurde dieser mit der Hand angepresst, bis alles mit einer gleichmäßig dicken Schicht überzogen war. Ein ganzes Schwerlastregal mit Böden, daraufstehenden Paletten und großen Industrielampen wurde so mit Ton in einen anderen Zusammenhang überführt. Die Fundstücke werden durch den handwerklichen Überzug mittels farblicher Vereinheitlichung in eine andere Wirkebene gebracht. Dem Ton als traditionellem Baustoff und als Werkstoff für Plastiken kommt dabei eine Mittlerrolle zu.

Das Spiel von Aussen und Innen, von großzügigem Raumerlebnis und enger Raumfülle bestimmt Philipp Morlocks Installation „out of“. Je nach dem wo man sich aufhält, möchte man eigentlich gerne auf die andere Seite. Steht man außen, treibt einen die Neugier ins Innere. Die Fülle der Eindrücke und die Enge durch das Angefülltsein lassen aber auch wieder den Wunsch aufkommen, die Seite erneut zu wechseln. Dies gelingt aber jeweils nur mit großem Aufwand, da man erst wieder den Aufzug bemühen muß. Es ist ein Raumerlebnis nach dem Motto „Zwei Seiten einer Medaille“ und es ist auch ein Trennungserlebnis, das sich zwar mit erhöhtem Aufwand ausgleichen lässt, aber wir können dann halt doch immer nur eine Seite der Medaille bzw. einen Teil der Installation sehen…und auch das ist eben bildhauerische Konversion im Sinne von Philipp Morlock.

Port25 – Raum für Gegenwartskunst, Hafenstr. 25-27, 68159 Mannheim

Mi-So 11-18 Uhr, Eintritt frei

www.port25-mannheim.de

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