RADIALE 2025 auf dem Dilsberg: Fatma Biber-Born/Alexander Horn/Elisabeth Kamps/Daniel Schoa/ Paul Schuseil/Jutta Steudle

Anfang Mai startete die „Radiale – Kunst im Kreis“– ein Ausstellungskonzept, das alle zwei Jahre im Rahmen regionaler Künstlerförderung Kunstpositionen an verschiedenen Orten in der Region zeigt. Einer der Orte ist die Burgfeste Dilsberg in Neckargemünd. Prinzipiell lohnt sich bereits wegen des Ausblicks ins Neckartal und dem historischen Charme der spätmittelalterlichen Burganlage ein Besuch, aktuell aber werden die Besucher zusätzlich mit spannenden Kunstwerken im Kommandantenhaus, in einem Wachhäuschen und auf einem grünen Hang unterhalb der Burgmauer belohnt.

Kommandantenhaus: Fatma Biber-Born
Fatma Biber-Born zeigt Porträts und Selbstporträts aus ihrer Kindheit, die sie mit Erlebnissen und emotionalen Gedankenskizzen versieht. Die Aquarell- und Tuschezeichnungen bilden einen Zeitraum ab zwischen der Migration der Eltern nach Deutschland und dem Zeitpunkt, als sie erst Jahre später nachgeholt wurde. In den Zeichnungen und verschriftlichten Erinnerungen spürt sie den Empfindungen nach, die die Trennung von ihren Eltern ausgelöst haben. Es geht um Verlassenheit, Einsamkeit und Trauer und darum, dass lange Trennungen Familien zu Fremden werden lassen können.

Kommandantenhaus: Alexander Horn
Alexander Horns Arbeiten heben sich hervor durch eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Ursprung des Kosmos und unseres Seins und er wird nicht müde in seinen Arbeiten Zitationen, Entlehnungen für ihn großer Denker, Musiker oder Filmemacher anzubringen. Nichts überlässt er dem Zufall, jede Linie hat eine Funktion – analog zu unseren irdischen Magnetfeldern oder dem Goldenen Schnitt. Seine Suche nach dem Schlüssel aller irdischen Existenz ist unerschöpflich und in jeder Arbeit sichtbar.

Kommandantenhaus: Daniel Schoa
Schoa verwendet unter anderem weiß grundierte Tetrapak-Tüten und Teebeutel als Malgründe für seine expressiven Zeichnungen im Stile von Druckgrafiken. Bei etlichen Motiven erkennt man die berühmten Vorlagen, wie Vermeers Frau mit dem Perlenohrring, ein Selbstbildnis Egon Schieles oder Cranachs Luther. Die außergewöhnliche und witzige Idee wird verstärkt durch die Hängung in Reih- und Glied zu einem großen Milch- und Safttüten-Mosaik. Bei den 50 Teebeuteln, setzen die Papierfähnchen obendrein schöne Farbakzente über/unter die Bleistiftporträts, die durch die Beutelhülle und die darin enthaltenen Teeblätter sepiahaft konserviert anmuten.

 

Kommandantenhaus: Paul Schuseil
Schuseil stellt auf dem Dilsberg keramische Arbeiten aus – unter anderem steht mitten im Raum eine große Etagere gefüllt mit wulstartigen Segmenten, die an eine Speiseröhre erinnert, die in viele Stücke zerschnitten ist. Der Künstler selbst nennt die Arbeit Boros, was auf griechisch verzehrend bedeutet.
Neben dieser Arbeit findet sich eine weitere keramische Gruppe im Raum: Handy-Ladegeräte samt USB-Kabel. Die Anlehnung ist hier leichter verständlich. Der Künstler verweist in ironischer Manier auf banale Gegenstände, die unverzichtbar geworden sind. Durch die Farbigkeit, die Platzierung und die Schwere des Materials hebt er ihre Bedeutung in Bezug auf ihre Funktion und Notwendigkeit hervor und verleiht ihnen durchaus etwas Wesenhaftes.

Wachhaus: Elisabeth Kamps
Kamps entwickelt mit Hilfe verschiedenster Medien und bemerkenswerten Objekten ein besonderes Rauminstallationserlebnis. Sie schafft nah an der Natur angelehnt regelrechte Erfahrungsräume, die alle Sinne der Betrachtenden fordern. Auf Karton kartografierten Flurstücken beispielweise kann der Besucher mit Hilfe einer Spieluhr Melodien entlocken. Baumwollartiges Gespinst, das wie ein Vorhang von der Decke hängt, verleiht dem Raum etwas Märchenhaftes. Ein ganze Fotoserie mit Bildausschnitten von Wiesen und Äckern  beschäftigt sich mit vorhandenen Schattenwürfen, die sich wie eine Handschrift in die Landschaft fügen.

Kunst am Grünen Hang: Jutta Steudle zeigt „Verwehte Zeit“
Steudle hat den Grünen Hang unterhalb der Burgmauer mit drei großen weißen, gestischen Objekten bestückt – wie zerknülltes Papier liegen die Faltungen träge auf der grünen Wiese. Steudle verwendet meistens Papier, das sie zusammenknüllt, faltet, entfaltet, erneut knüllt, solange bis eine Form entsteht, die bleiben darf. Die Hügelarbeit simuliert das mit dem witterungsbeständigen Material Aluminium, das die Optik von Papier oder Folie haben soll – und das gelingt sehr gut.
Unter dem Titel „Verwehte Zeit“ werden die Arbeiten, die innerhalb der RADIALE eine Sonderposition einnehmen, ein ganzes Jahr lang zu sehen sein.

RADIALE 2025/Orte und Künstler*innen:

Dilsberg 4. Mai bis 15. Juni 2025
Fatma Biber-Born/Alexander Horn/Elisabeth Kamps/Daniel Schoa/ Paul Schuseil
Kommandantenhaus 
Burghofweg 3, 69151 Neckargemünd

Dilsberg – Kunst am Grünen Hang
4. Mai 2025 – Ende April 2026
Jutta Steudle
Außengelände Kommandantenhaus 

Leimen-St. Ilgen
11. Mai bis 22. Juni 2025
Arthur Bauer/István Csáki/Markus Gehrig/Jolanda Hahn/
Katharina Weidauer 
Alte Zigarrenfabrik
Theodor-Heuss-Straße 41, 69181 Leimen-St. Ilgen

Walldorf
18. Mai bis 29. Juni 2025
Marianne Kaerner/Katrin Nicklas/Lena Reutter/Elke Weickelt
Alte Apotheke 
Hauptstr. 47, 69190 Walldorf

Walldorf
18. Mai bis 29. Juni 2025
Anna Siebert
Ehemalige Synagoge
Albert-Fritz-Str. 7, 69190 Walldorf

Weitere Informationen und Termine unter www.radiale.net

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