bis 15.10.2025
Im Skulpturenpark Heidelberg werden 5 große Freilandplastiken von Tony Cragg gezeigt. Der in England geborene Künstler hatte lange Zeit einen Lehrstuhl an der Düsseldorfer Kunstakademie inne und ist nach dem Brexit nach Deutschland „konvertiert“. In Wuppertal hat er inzwischen einen eigenen Skulpturenpark geschaffen, wo neben vielen eigenen Werken auch die Arbeiten von anderen Bildhauern und Plastikern zu sehen sind. Auch hier in Heidelberg sind Craggs Plastiken in den Außenbereich eingebunden und stehen im Dialog mit den Werken aus der ständigen Sammlung, den Klinikgebäuden, den Grünanlagen und mit der sie umgebenden Natur.

Craggs Werke sind geprägt von einer besonderen Formensprache, sie sind von beeindruckender Größe und sie wirken oft kompakt, gedrungen und voller Energie. Die Rundungen dominieren, kraftvoll und intensiv wölben sich die einzelnen Kompartimente und prallen sorgsam geplant und komponiert aufeinander. Es wirkt aber – aller Materialität zum Trotz – selbst bei den scharfkantig gestalteten Formen nicht wie ein hartes Zusammenstoßen sondern eher wie ein sanfter, fließend-organischer Übergang. Cragg beherrscht das ganze Spektrum, von minimalistisch-abstrakten Werken bis hin zu futuristisch inspirierten Menschenbildern wie seinem „Runner“ von 2015. Licht- und Schattenwirkung sind klar konzipiert und die plastischen Formungen erlangen über Drehungen, Schichtungen und Staffelungen eine sorgsam erarbeitete Charakteristik: es ist ein unverwechselbares Spiel aus leichter Schwere und tektonischer Last, aus ungegenständlichen und organischen Formen sowie aus materialtypischen Wirkungen und materialunabhängigen Effekten.



Eingebunden in die ständige Sammlung des Skulpturenparks wirken die Arbeiten von Cragg als wären sie schon immer Teil des Parks gewesen. Sie fügen sich nahtlos in den Gesamtzusammenhang ein und ergänzen den Bestand zumindest mal bis Mitte Oktober. Vielleicht schafft es eine der Arbeiten in die Heidelberger Sammlung, es wäre eine wünschenswerte Ergänzung und würde einen weiteren namhaften, international renommierten Künstler in den Skulpturenpark integrieren und diesen somit weiter aufwerten.



Wer die Sammlung in Heidelberg noch nicht kennt, sollte sich die Ausstellung anschauen und eintauchen in zwei ganz verschiedene Welten. Der erste Teil, wo sich auch die Plastiken von Tony Cragg befinden, ist von den Klinikgebäuden eingefasst und erscheint wie ein begrünter Innenhof. Hier spielt sich auch das Klinikleben ab, Patienten, Besucher und Personal beleben diesen Bereich. Im zweiten, hinteren Teil öffnet sich dann der Skulpturenpark zu einem wilden Garten. Nichts ist mehr von den Gebäuden zu sehen, das üppige Wachstum der Natur lässt die Kunstwerke in dem verwunschen wirkenden Garten fast verschwinden. Oft ist eben nur der vielstimmige Chor aus Vogelstimmen zu hören und der Besucher ist mit der Natur und den Werken nahezu alleine. Es ist ein völlig anderes Erleben von Kunst als dies im ersten, vorderen Teil des Skulpturenparks der Fall ist. Und beides ist in seiner Verschiedenheit einzigartig und besonders.
www.skulpturenpark-heidelberg.de
Skulpturenpark, Orthopädische Universitätsklinik, Schlierbacher Landstraße 200a, 69118 Heidelberg
Täglich geöffnet