Michael Volkmer. Mannheimer Midcareer Award für Bildende Kunst, Port25 – Mannheim

bis 9.11.2025

Der in diesem Jahr erstmals von der Heinrich-Vetter-Stiftung und vom Kulturamt der Stadt Mannheim vergebene Midcareer Award für Bildende Kunst erhält der Installations- und Konzeptkünstler Michael Volkmer. In Neuhofen aufgewachsen hat er inzwischen seinen Lebensmittelpunkt und sein Atelier nach Winnweiler verlegt. Alle vier Jahre soll der Preis nun ausgelobt werden, schon seit Jahren war die Vergabe in der Planung und konnte nun 2025 zum ersten mal realisiert werden. Der Midcareer Award richtet sich explizit an KünstlerInnen über 40 Jahre und beinhaltet neben dem Preisgeld auch eine Einzelausstellung in der Mannheimer Stadtgalerie, dem Port25 – Raum für Gegenwartskunst.

Der Ausstellungsraum präsentiert sich aufgeräumt wie selten. Keine Stellwand strukturiert den Raum, lediglich der Aufzugsschacht aus Beton lockert den rechtwinkeligen Raum auf. Tritt man um diesen herum, erhält der Besucher unmittelbar einen Gesamtüberblick über und eine Rundumsicht auf die ausgestellten Objekte. Dieses „cleane Konzept“ passt perfekt zur Kunst von Michael Volkmer, seine überwiegend in der Farbe Hellelfenbeinweiß gehaltenen Arbeiten bestechen seit jeher durch ihre schlichte Einfachheit und ihre reduzierte Formensprache. Was nicht für sich selbst spricht, ist für Volkmers Kunst nicht kompatibel. Seine Objekte sind klar konzipiert und übersichtlich strukturiert. Ihre tieferen Sinnschichten entstehen aus dem Werkzusammenhang, den Titeln, einer gezielt gesetzten Hinterleuchtung oder aus der Schrift. Begriffe wie Ruin, muehe, PLAGE oder STILL sind Beispiele für seine mit Schriftzügen versehenen Wandobjekte.

Die Werke von Michael Volkmer sind nicht eindeutig und klar in ihrer Deutung. Sie sind bewusst so angelegt, dass verschiedene Sichtweisen zugelassen sind. Volkmer gibt etwa durch die Titel oder über aufgesetzte Schrift einzelne Stichworte und Anregungen vor, was der Betrachter dann damit anfängt, ist aber nicht festgelegt und soll es auch nicht sein. Ausgangspunkt vieler Arbeiten sind Alltagsgegenstände wie Radzierblenden, Stehlampenständer oder andere auf Flohmärkten gefundene Objekte. In der Häufung, Reihung und Anordnung werden sie in einen anderen, einen besonderen Zusammenhang gebracht, so werden die Radzierblenden zu Lichtrosetten, wie man sie aus der gotischen Kirchenarchitektur kennt. Oder die Ansammlung leerer Spirituosenflaschen finden – je nach Präsentationsform – zu einer Tafelrunde oder zu einem Turm mit zulaufender Spitze zusammen, die an die Geister, die man beschworen hat, gemahnen.

Für die Ausstellung hat Volkmer zwei neue Arbeiten von ganz ähnlicher Größe geschaffen: Eine mittels LEDs beleuchtete Wand-Rosette mit Lichtaura und eine Bodenarbeit, die aus unzähligen Gipsabgüssen von Plastikverpackungen besteht. Bei beiden wird Volkmers gestalterische Herangehensweise deutlich: Was einerseits eine Vereinheitlichung durch Farbe und systematische Reihung bzw. Anordnung ist, wird andererseits aufgebrochen und offenbart tiefere Sinnschichten, die entweder direkt angelegt sind oder – wie im Falle der Bodenarbeit – durch nachträglich entstandene Spuren hinzugefügt werden. Schon bei der Ausstellungseröffnung durften die Besucher über die Arbeit laufen, die einzelnen Kacheln dadurch verschieben oder beim Begehen sogar zerbrechen. Die hellen Bruchkanten werden durch die schwarze Bemalung deutlicher sichtbar. In einem früheren, ersten Versuch während einer Performance auf der Parkinsel in Ludwigshafen 2022 durften Tänzerinnen diese Arbeit verrichten, nun ist es der Besucher selbst, der für das Aufbrechen der Struktur, die Veränderung und die Weiterführung des Werkkonzepts der Bodenarbeit verantwortlich ist. Aktive Teilnahme als Zufallsprinzip bei der Weiterentwicklung, ein so freier und offener Umgang mit seinen Arbeiten ist ganz im Sinne Michael Volkmers.

Die einzelnen Werke und Werkgruppen fügen sich bestens zusammen, egal welchen Blickwinkel man einnimmt, es ergibt sich immer ein stimmiges Bild. Die Ausstellung im Port25 zum Midcareer Award für Bildende Kunst ist wie ein Spiegel des Schaffens von Michael Volkmer. Es entsteht ein überzeugendes Konstrukt, eine Quintessenz aus dem jahrzehntelangen verzweigten Weg, den Volkmer gegangen ist und der ihn nun zu diesem Eckpunkt seines künstlerischen Wirkens geführt hat. Und wie immer setzt er spielerisch leicht Akzente und Wirkungen, seine Werke binden sich ein und sie behaupten sich egal in welchem Zusammenhang. Und das macht die Kunst von Michael Volkmer so natürlich und auch so außergewöhnlich.

www.michael-volkmer.de

Port25 – Raum für Gegenwartskunst, Hafenstraße. 25-27, 68159 Mannheim

Mi-So 11-18 Uhr, Eintritt frei

www.port25-mannheim.de

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